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Der Luchs im Rheingau-Taunus-Kreis (Teil 1)

 

Luchsbeauftragte im Rheingau-Taunus-Kreis
Rheingau-Taunus-Kreis

Haben Sie einen Luchs gesehen, eine „verdächtige“ Fährte entdeckt, ein gerissenes Wild- oder Nutztier gefunden? – Dann informieren Sie bitte einen Luchsbeauftragten:

  • Gerd Bauer: 0611 – 84 65 43, Mobil: 0170 – 344 14 58
  • Reinhold Worch: 06087 – 98 94 18, Mobil: 0175 – 572 45 18

Mehr Informationen auf der Seite Luchshinweise melden.

Rissfunde und Fotofallen

Aus dem Rheingau-Taunus-Kreis werden regelmäßig Beobachtungen von Luchsen durch Wanderer, Forstleute und Jäger gemeldet. Der Schwerpunkt liegt in den Wäldern um Bad Schwalbach und im Aartal. Weit seltener sind die Funde gerissener Beutetiere, die von einem Luchs stammen könnten. Das liegt auch am starken Schwarzwildbestand im Taunus. Die borstigen Allesfresser lassen von einem gerissenen Tier in der Regel nur verstreute Teile zurück. Eine Zuordnung zu einem Beutegreifer ist dann nicht mehr möglich.

Im Mai 2011 wurden im Kreisgebiet erstmals Fotofallen ausgebracht. Mittlerweile sind acht Sensor-Kameras im Einsatz, die auch in den Wäldern auf Wiesbadener Stadtgebiet hängen. Der Fotonachweis eines Luchses ist bisher nicht gelungen. Das liegt an der Seltenheit der Tiere und den wenigen Kameras auf großer Fläche. Zum Vergleich: für das erfolgreiche Monitoring-Projekt in Nordhessen wurden fünfzig Fotofallen installiert.

Eine Luchsbegegnung auf fließend Hessisch

Die erste Taunus-Meldung stammt vom Frühjahr 2004. Damals überquerte ein Luchs frühmorgens die Landstraße zwischen Hausen vor der Höhe und Fischbach. Seriöse Augenzeugen: ein leitender Landesbeamter und sein Sohn, die im Auto auf der K 669 unterwegs waren. Im Oktober 2005 lässt sich ein Pinselohr in Kiedrich sehen. Und das gleich zweimal. Nicht am Ortsrand, sondern mittendrin. Josefine N. hatte sich angewöhnt, ihre Essensreste an die Nachbarskatzen zu verfüttern. Deshalb füllte sie immer mal wieder einen Futternapf und stellte ihn auf den Gehsteig gegenüber. Eines Abends, so gegen 23 Uhr, war die Katze am Napf ziemlich groß. Ein Luchs, wie sich später herausstellen sollte. Zwei Tage später schaute das hochbeinige Tier erneut vorbei. Doch der Fressnapf war diesmal leer und es hielt sich nicht lange auf.

2010 haben wir Frau N. besucht. Sie erzählte uns von jener Luchsbegegnung auf fließend Hessisch:

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Frau N. berichtet von zwei verschiedenen Luchsen, die innerhalb von 48 Stunden an dem Futternapf auf dem Gehsteig waren. Wir halten das - mit Verlaub - für unwahrscheinlich. Unterschiedliche Lichtverhältnisse oder eine andere Körperseite des Tieres dürften zu ihrer Wahrnehmung beigetragen haben.

Es liegt nahe, dass das Tier mit Menschen vertraut war, sonst hätte es sich nicht zweimal in den Siedlungsbereich einer Kleinstadt gewagt. Der Luchs wurde nur an diesen beiden Tagen gesehen, danach verlor sich seine Spur. Es gab in diesem Zeitraum keine Rissfunde und keine weiteren Sichtungen im Landkreis.

Jungluchse im Aartal

Im Herbst 2007 fahren zwei Jäger abends auf der B 54 Richtung Norden. Kurz vor der Abbiegung nach Laufenselden bremsen sie jäh ihr Fahrzeug ab, denn im Lichtkegel der Scheinwerfer überquert eine Luchsin die Aarstraße. Hinter ihr zwei Jungtiere, die schon fast so groß wie ihre Mutter sind. Die erste Beobachtung von Luchsnachwuchs im Landkreis.

Verletzter Luchs auf der Bäderstraße

Im Sommer 2008 sind eine Biologin des Umweltministeriums und ihr Mann auf der B 260 unterwegs. Kurz hinter Kemel sehen sie ein Tier auf der Fahrbahn kauern. „Wir dachten zunächst an eine angefahrene Hauskatze“, erzählt die Beamtin, „allerdings eine ziemlich große. Mein Mann stieg aus, um nach dem Tier zu sehen. Gerade wollte er es behutsam anfassen, da kratzte ihn das Viech sehr schmerzhaft, sprang auf und humpelte den Hang hinauf. Jetzt sahen wir den kurzen Stummelschwanz“. Offenbar ein verletzter Jungluchs. Eine Nachsuche mit Schweißhunden am nächsten Tag blieb ohne Resultat. Vermutlich war das Tier nur leicht verletzt und längst über alle Berge.

Eine Fährte im Heimbachtal

Im Herbst 2008 wird ein Luchs bei Burg Hohenstein gesehen, im Sommer 2009 auf einem Waldweg bei Taunusstein-Orlen. Ende Dezember 2009 gerät ein Pinselohr im Ernstbachtal in eine Drückjagd und läuft ahnungslos an zwei Jägern vorbei. Im Februar 2010 ruft im Aartal bei Adolfseck an mehreren Abenden ein Luchs. Die lauten, monotonen Schreie sind bis Lindschied zu hören. Im März 2010 stößt dann ein Jäger bei Bad Schwalbach auf eine eindeutige Fährte. Die erste im Landkreis, die von einem Luchsbeauftragten bestätigt werden konnte. Sie verlief oberhalb des Heimbachs auf einem Saumpfad am Waldrand und wurde auf 500 m dokumentiert. Der Fährtenverlauf war allerdings „lückenhaft“, da der mit Gras überwachsene Weg nur wenige Stellen mit offenem Boden aufwies. Nur dort konnten sich die Pfoten abzeichnen. Offenbar hatte sich der Luchs die Kreisverwaltung im Heimbachtal von hinten angeschaut.

„Hotspot“ Hettenhainer Kreisel

Mai 2010. Es war bereits dunkel an jenem Abend, den Hildegard S. so schnell nicht vergessen wird. Sie war mit dem Auto auf dem Weg nach Bad Schwalbach und gerade von der B 260 abgebogen. Auf der Spange zur B 275 saß das Tier am Straßenrand – kurz vor dem Hettenhainer Kreisel. Eine Katze, so groß wie ein Schäferhund, an der Seite gefleckt und mit Pinselohren. Ein ausgewachsener Luchs. Der wartet artig bis das Fahrzeug vorbei ist und überquert erst dann in aller Ruhe die Chaussee. Schließlich verschwindet er im Wald. Ende Oktober wird dort erneut ein Luchs gesehen. Wieder am Straßenrand und so ziemlich an derselben Stelle. 2011 eine erneute Beobachtung. Diesmal wenige Meter weiter, an der Bushaltestelle direkt am Kreisel. Daraufhin wird in der Nähe eine Fotofalle installiert. Die steht noch immer dort und fotografierte inzwischen viele Waldbewohner, Rehe, Wildschweine, Waschbären und Wildkatzen. Nur der Luchs blieb kamerascheu.

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