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Der Luchs im Rheingau-Taunus-Kreis (Teil 2)

 

Luchsbeauftragte im Rheingau-Taunus-Kreis
Rheingau-Taunus-Kreis

Haben Sie einen Luchs gesehen, eine „verdächtige“ Fährte entdeckt, ein gerissenes Wild- oder Nutztier gefunden? – Dann informieren Sie bitte einen Luchsbeauftragten:

  • Gerd Bauer: 0611 – 84 65 43, Mobil: 0170 – 344 14 58
  • Reinhold Worch: 06087 – 98 94 18, Mobil: 0175 – 572 45 18

Mehr Informationen auf der Seite Luchshinweise melden.

Ein Luchs riecht den Braten

Im August 2010 hat sich ein Luchs im grenznahen Rhein-Lahn-Kreis für den Grillabend einer Familie interessiert. In dem Hausgarten am Siedlungsrand waren die Bratwürste gerade auf dem Rost, als die Idylle durch laute „Schreie“ unterbrochen wurde. Sie kamen von einem bewachsenen Felsenhang, der an das Gelände grenzt. In etwa 70 Meter Entfernung zeigte sich an der Hangkante ein Luchs. Das Tier lief dann einige Meter, setzte sich schließlich hin und rief erneut mehrere Male. Dann schaute es an die zehn Minuten hinunter in den Garten. Nachdem ein Feldstecher geholt worden war, konnte die Grillrunde den gefleckten „Zaungast“ auch genauer betrachten. Die typischen Merkmale wurden eindeutig erkannt. Schließlich verschwand der Luchs im Unterholz. Die Begegnung fand im nördlichen Aartal statt, das bereits zu Rheinland-Pfalz gehört. Hessen liegt allerdings in Sichtweite. Zum Umland von Hohenstein mit seinen kontinuierlichen Luchshinweisen sind es nur wenige Kilometer.

Die Beobachtung im Aartal bestätigte erneut, dass Luchse auch außerhalb der Paarungszeit rufen. Entgegen den Aussagen der Fachliteratur. Entsprechende Hinweise erreichen uns seit einigen Jahren. Meist waren es Lautäußerungen in der Nacht. Das Tier wurde nur gehört. Da in diesem Fall der „Rufer“ auch gesehen wurde, konnten die Laute eindeutig zugeordnet werden.

Nachwuchs am Klostergut Gronau

Anfang November 2010 ist ein Fahrlehrer mit seinem Sohn auf der K 612 unterwegs nach Niedermeilingen. Hinter dem Klostergut Gronau taucht plötzlich eine Luchsin mit zwei Jungen auf und überquert die Chaussee. Das Auto lassen die Drei auf zwanzig Meter herankommen. Die Jungtiere sind nicht größer als eine „dicke Hauskatze“ und kommen nur mühsam die steile Straßenböschung hoch. Das letzte Junge wird von der Mutter immer mal wieder aufmunternd „geschubst“. Die Luchse werden als „einfarbig hellbraun“ beschrieben, mit schwacher Fleckung an den Seiten. Ihre typischen Stummelschwänze waren deutlich zu sehen.

Um diese Jahreszeit sind Jungluchse normalerweise fast so groß wie ihre Mutter. Bei dem Nachwuchs am Kloster Gronau muss es sich um einen späten Wurf gehandelt haben. Geführt von der Luchsin haben allerdings auch kleine Jungtiere gute Chancen durch den Winter zu kommen.

Der erste Luchsriss wird bestätigt

totes Reh mit Kehlbiss (Foto: Mathias Klein)
(zum Vergrößern klicken)

Im Januar 2011 findet schließlich ein Jäger bei Strinz Margarethä ein totes Rehkitz. Das Beutetier weißt lediglich einen Kehlbiss auf, die linke Keule ist angefressen. Ansonsten ist das Reh unversehrt. Der Jäger findet dieses „Rissbild“ ungewöhnlich und zieht einen der Luchsbeauftragten im Landkreis hinzu. Der begutachtet das Reh und ist sich bald sicher: hier war ein Luchs am Werk. Der erste authentische Riss im Taunus, der dokumentiert werden konnte.

Drei Nächte wartete eine Fotofalle auf die Rückkehr des Luchses. Doch der hatte offenbar kein Interesse mehr an seiner Beute. Womöglich roch sie auch zu stark nach Mensch, da das Kitz zur Begutachtung abgehäutet worden war. Lediglich zwei Kolkraben ließen sich fotografieren. Zur Freude der HGON, da es damals so weit im Westen des Taunus noch keinen Nachweis gab.

Fotofallen im Landkreis

Im Mai 2011 konnten wir die ersten Fotofallen im Stadtwald von Bad Schwalbach installieren. Sie wurden den Luchsbeauftragten von der Bürgerstiftung „Unser Land! Rheingau und Taunus“ zur Verfügung gestellt. Nach Luchssichtungen im Wispertal wurde auch dort eine Sensorkamera ausgebracht. Zwei Fotofallen wurden mittlerweile gestohlen. Im Sommer 2012 übergab der NABU-Kreisverband Wiesbaden dem AK Hessenluchs weitere drei Spezialkameras, die im Forstamtsbereich Wiesbaden-Chausseehaus eingesetzt werden. Insgesamt sind nun acht Fotofallen in der Fläche.

Fuchs in Fotofalle Rehbock in Fotofalle Reh in Fotofalle

Das Monitoring von Hessenluchs basiert auf einem Kooperationsvertrag mit dem Hessischen Umweltministerium, der die Fotofallen-Projekte einschließt. Der praktische Einsatz gewährleistet den gebotenen Datenschutz. Unbeabsichtigt entstandene Fotos von Waldbesuchern werden bereits bei der Auswertung gelöscht.

Die Fotofallen dokumentierten bislang eine Vielzahl von Waldbewohnern, darunter auch die seltene Wildkatze, deren Daten an die Naturschutzbehörde weitergeleitet werden. Bemerkenswert ist die Aufnahme eines Marderhundes, auch Enok genannt. Dieser Beutegreifer wandert seit den sechziger Jahren aus Osteuropa ein. Enok-Kenner aus Mecklenburg haben sich die Fotos angesehen und bestätigt. Der erste Fotonachweis im Landkreis, vermutlich auch im ganzen Taunus. Luchsfotos blieben bisher aus. Das liegt nicht nur an der Seltenheit der Tiere, sondern auch an der geringen Zahl der Kameras.

junges Wildschwein (Frischling) in der Fotofalle Marderhund (Enok) in der Fotofalle Marder in der Fotofalle Dachs in der Fotofalle Wildkatze in der Fotofalle

Jungluchse bei Bad Schwalbach

Im Mai 2011 war eine Jägerin am frühen Morgen im Stadtwald von Bad Schwalbach unterwegs. Im Wiedbachtal stießen sie und ihr Cockerspaniel am Wegrand auf eine Luchsfamilie. Der ansonsten „katzenfeindliche“ Hund wich „seinem Frauchen“ nicht von der Seite. Der konstante Warnlaut der Luchsin, ein gleichmäßig lautes „Brummen“, hatte ihn offenbar eingeschüchtert.

Die beiden Jungtiere waren „etwa so groß wie eine Hauskatze“. Das Unterholz war jedoch so unübersichtlich, dass die Jägerin weitere Jungluchse nicht ausschließen konnte. Anfangs war die Luchsgruppe nur vier Meter weit weg, entfernte sich aber schnell. Nach zehn Sekunden war alles vorbei. Die Beobachterin konnte zweifelsfrei die typischen Merkmale wie Pinselohren und Stummelschwanz erkennen. Zudem ist sie mit Wildkatzen vertraut und schloss eine Verwechslung aus.

„Simul in Lynx!“ – Römer übernehmen Patenschaft

Nach den Forstämtern Hessisch Lichtenau, Melsungen und Schotten hat im Juli 2012 auch eine Armee-Einheit eine „Luchspatenschaft“ übernommen:
Die römische „Cohors-I-Treverorum“, stationiert im Limes-Kastell Zugmantel bei Taunusstein.

„Cohors-I-Treverorum“ (Foto: Naturpark Rhein-Taunus)
Die Kohorte wird künftig entlang der imperialen Grenze über den Luchs informieren…

„Unsere Kohorte hat den Luchs als Wappentier“, erklärt Dirk Augustini von der Projektgruppe Zugmantel, „da lag es nahe, auch etwas für die Großkatze in unseren Wäldern zu tun“. Die Geschichtskenner und geschulten Limes-Führer wollen den „Arbeitskreis Hessenluchs“ unterstützen, dessen Luchsbeauftragte die Beobachtungen im Rheingau-Taunus-Kreis zusammentragen. Handfeste Nachweise erhofft man sich von den acht Fotofallen, die im Freiland ausgebracht wurden. Gerd Bauer von Hessenluchs übergab den Legionären die erste Lieferung der neuen Broschüren, die über die Katze mit den Pinselohren informieren sollen. „Bei unseren Führungen werden wir künftig auch über den Luchs reden“, sagt Limeskennerin Renate Klingelhöfer, „schließlich war er ja bereits zur Römerzeit hier im Taunus unterwegs“.

Luchsfährte im Taunus

Im Dezember 2017 gelangen im Raum Heidenrod (Rheingau-Taunus-Kreis) zwei Fotos einer ungewöhnlichen Fährte. Damals war eine Hundeführerin während einer Bewegungsjagd im Hinterlandswald auf die Fährte einer großen Katze gestoßen, die über den Stamm eines umgestürzten Baumes balanciert war. Dies ist einer jener seltenen Fälle, in denen der Luchs seine Krallen ausfährt. Die fotografierten Abdrücke sind katzentypisch, weil die „Nägel“ in kurzem Abstand vor den Zehenballen aufsetzen.

Anders als etwa bei Fuchs, Wolf und Hund, wo sich die Krallen direkt an der Pfote abzeichnen.

Die Größe der Trittsiegel wurde auf 8x7 cm geschätzt, der Durchmesser des Stammes auf etwa 50 cm. Damit wären die Pfotenmaße plausibel und nur ein Luchs käme in Frage. Wildkatzen-Abdrücke sind deutlich kleiner.

Die Aufnahmen entsprechen allerdings nicht den Monitoring-Standards des Bundesamtes für Naturschutz, die einen vergleichenden Maßstab im Bild verlangen. Deshalb können sie nicht als C2-Meldung gewertet werden. Wir haben sie daher nur als C3-Hinweis eingestuft.

Suchhund „Maple“ im Wispertal eingesetzt

Im März 2018 war das Forschungsinstitut Senckenberg mit einem Suchhund im Raum Heidenrod (Rheingau-Taunus-Kreis) unterwegs. Ziel der zweitägigen Begehung war das Auffinden von Luchslosung, die Aufschluss über das Genprofil der dort streifenden Luchse geben sollte. Vorausgegangen waren etliche Sichtungen und Rufe in den Wäldern des oberen Wispertals. Noch im Dezember 2017 wurde dort eine authentische Luchsfährte dokumentiert.

Leider blieb diese erste Suchaktion ohne Resultat, da bei Schnee und strengem Frost die „Geruchsfahne“ von Wildtierkot kaum ausgeprägt ist und daher nicht sonderlich weit reicht. Es könnte also durchaus ein „Fundstück“ im Suchbereich gelegen haben. Trotzdem war es für Laura Hollerbach und ihre speziell ausgebildete Hündin „Maple“ nicht zu finden. Die Begehung wurde vom Arbeitskreis Hessenluchs beauftragt und von der Bürgerstiftung „Unser Land! Rheingau und Taunus“ finanziell gefördert.

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