Der Arbeitskreis Hessenluchs auf Facebook
Impressum Suche Sitemap
 

Das "Rotkäppchen-Syndrom"

Als in den neunziger Jahren ein einzelner Wolf durch Nordhessen streifte, gerieten etliche Anwohner in Panik. Recht bald wurde der Abschuss des Isegrims gefordert. Kindergärten sagten Waldausflüge ab und einige Dorfbewohner gingen nur noch mit Knüppeln bewaffnet zum Dämmerschoppen. Diese Angst vor dem wilden Unbekannten und den diffusen Gefahren der Wildnis kennt man als "Rotkäppchen-Syndrom". Beim Wolf kommen natürlich noch die alten Mythen und Märchen hinzu, in denen er meist als Menschenfresser auftritt. Die Luchse sind da besser dran. Ängste erzeugen sie allerdings auch, bloß sind die weniger konkret.

Darum ist es wichtig, dass die Bevölkerung erfährt, dass Luchse in freier Wildbahn Menschen aus dem Weg gehen und deshalb auch für Kinder nicht gefährlich sind. Wie in den vorigen Kapiteln geschildert, halten entflohene oder ausgesetzte "Käfigluchse" bisweilen nicht die arteigene Distanz zum Menschen. Diese "auffälligen" Tiere sind auf den Menschen geprägt, also halbzahm oder gar zahm - und daher ebenfalls keine Gefahr.

In der Fachliteratur gibt es keinen einzigen Beleg dafür, dass es jemals zu einer aggressiven Attacke eines Luchses kam. Lediglich aus Liechtenstein ist eine Anekdote von 1836 überliefert, die aber offen lässt, unter welchen Umständen da ein Bauer gebissen worden sein soll. Womöglich steckte das verschreckte Tier in der Schlagfalle des Bauern.

Leittier Luchs

Die großen Territorien des Einzelgängers Luchs zwingen seinen Nachwuchs bei der Reviersuche zu weiten Wanderungen. Ähnlich wie das Rotwild ist die hochbeinige Katze auf zusammenhängende Biotope angewiesen, wenn ihr Comeback langfristig gesichert sein soll. Andernfalls kommt es unweigerlich zu Inzucht-Problemen.
Zeitgemäßer Naturschutz braucht vernetzte Areale. Der Luchs steht dabei stellvertretend für viele Tierarten. Er ist ein gut darstellbares "Leittier" für das Konzept des Biotopverbundes und damit auch für die wildtiergerechte Planung großer Straßenprojekte - falls die nicht überhaupt vermeidbar sind. Grünbrücken sind teuer, aber eine sinnvolle und zwingend notwendige Investition in den Artenschutz.

Zum Seitenanfang

©2021 Arbeitskreis Hessenluchs – Kontakt: Gerd Bauer – eMail: gerdbauer33@AOL.com – Tel.: 0611 - 84 65 43 | Datenschutz